Orientierungslos
Diese Woche habe ich in einem Post sehr provokant gefragt, warum in der heutigen Zeit mit YouTube und Co., in einer Welt, in der Wissen für jeden und jede jederzeit verfügbar ist, nicht jeder Schlagzeuger ein Super-Drummer ist.
Die Antworten waren ganz unterschiedlich, doch viele haben es auf den Punkt gebracht.
Denn wie gehe ich mit dieser Flut an Informationen und Wissen um? Woher weiß ich, was für mich gerade das Richtige ist und was einfach nicht zielführend ist?
Das ist für viele von euch sehr schwer zu bewerten und für diese ganzen Analysen haben wir im Alltag auch keine Zeit bzw. können es auch einfach nicht. (lies hierzu gerne den vorherigen Blogartikel).
In der heutigen Zeit haben wir keine Probleme mehr, an Informationen zu kommen. Die Probleme liegen jetzt ganz woanders. Wie bewerte ich die Information, die ich bekomme und wie gehe ich damit um? Dr. Google sagt dir genau, auf was deine Symptome hindeuten. Schon werden aus kleinen Kopfschmerzen Tumore und aus einem Ziehen im Arm ein Herzinfarkt.
Theoretisch kann das ja auch zutreffen, nur überbewerten wir diese Dinge sehr schnell, weil wir emotional befangen sind und nicht alle Symptome fachgerecht bewerten können. Nicht ohne Grund dauert ein Medizinstudium so lange. Genau das hat mir gestern Abend noch ein Krankenwagenfahrer aus seiner langen Erfahrung im Dienst bestätigt. Immer mehr Patienten meinen schon zu wissen was sie haben und wissen es besser. Schade, denn sollten wir hier nicht den Experten vertrauen. Voreingenommen an Dinge zu gehen, ist meiner Meinung nach ein großer Fehler.
Ich google grundsätzlich nicht mehr solche Dinge, weil ich nicht befangen sein möchte und ich direkt Hilfe von Experten suche. Jeder Experte bekommt von mir, nach gründlicher Auswahl, einen Vertrauensvorschuss. Auch hier ist mir meine Zeit zu schade, um mich so in die Materie reinzulesen, dass ich alle Dinge einigermaßen fachgerecht bewerten kann.
Eine kleine Anekdote aus meinem Privatleben:
Vor einigen Jahren war ich zur Routinekontrolle beim Zahnarzt. Da ich damals sehr große Last mit Karies hatte, fragte mich die Prophylaxehelferin, welche Zahnpasta ich benutze. Ich sagte ihr, dass ich keine Ahnung hatte, ich benutze immer verschiedene. Auf ihren Rat hin sollte ich doch bitte immer die von Hersteller XY nehmen. Auf meine verwunderte Frage, warum das so wichtig ist, Zahnpasta sei doch Zahnpasta, sagte sie amüsiert: "Wenn das so wäre, hätten die Zahnärzte kaum noch was zu tun, denn jede Zahnpasta verspricht, gegen alle möglichen Zahnkrankheiten zu schützen. Dennoch gibt es große Unterschiede."
Nun, was soll ich sagen. Nach ihrem Rat hatte ich kaum noch Karies. Sehr guter Tipp!